Enricos Reisenotizen
Tschechien – Das Land der Zukunft
Bei einem Besuch auf der MSV in Brünn, einer der größten Maschinenbaumessen in Mittel- und Osteuropa, kann man nur eines feststellen: Wenn Österreich bei diesen Entwicklungen mithalten möchte, gilt nur eines: Gas geben ….
Die MSV ist seit Jahren ein, wenn nicht das Highlight des Brünner Messejahres. So auch heuer wieder: Vom 7.-11.10.2019 versammelt sich alles was Rang und Namen in Politik, Industrie, Handel oder Forschung in Brünn: 1.600 Aussteller aus Dutzenden Ländern, darunter offizielle Ländervertretungen wie des Baskenlandes, Weißrusslands, Frankreichs, Italiens, Deutschland, der Slowakei, Ungarns und natürlich auch Österreichs, aber auch China, Taiwan, Indien oder koreanische Hersteller sind vertreten.
Wie wichtig diese Messe für Tschechien ist, zeigt sich am Slogan und an der Politprominenz. Heuer stand die Veranstaltung, die bereits zum 61. Mal über die Bühne ging, unter dem Motto: Czech Republic – The Country For The Future und Andrej Babiš, Tschechischer Ministerpräsident, ließ es sich nicht nehmen, die Eröffnung vorzunehmen. Der Andrang war – wie unschwer zu erkennen ist – riesengroß.
Hauptthema der MSV 2019 war die Digitalisierung, KI, aber auch Virtual Reality – die Digital Factory stand im Mittelpunkt. Aber auch Elektro bzw. Wasserstoffantrieb war Thema, und obwohl sich diese Messe in erster Linie an Fachleute richtet, gibt es auch für einen „normalen" Besucher immer wieder einiges zu sehen.
Die Eröffnung
Bei der offiziellen Eröffnung ging es hoch her: kaum dass man einen Blick auf den Ministerpräsidenten werfen konnte.
Doch meine Idee, dass auf diesem Bildschirm die Rede übertragen werden würde, war grundfalsch. Im Gegenteil. Der Screen von IBM erinnert ein bisschen an Science Fiction Filme: er begrüßt die jeweilige Person, die auf den Bildschirm schaut, wobei er zwischen Erwachsenen und Kindern unterscheiden kann und kann – angeblich – auch feststellen, ob mein Halstuch gut zu meinem Teint passt (tat es angeblich). Nicht schlecht, oder?
Bald werden wir uns also nicht nur mit Alexa und Siri unterhalten, sondern auch mit unserem TV-Gerät. Wie das wohl heißen wird?
The Country For The Future
13 staatliche Institutionen präsentierten sich unter einem Dach in der Halle Z: angefangen vom Ministerium für Industrie und Handel, dem Außenministerium, dem Verteidigungsministerium über CzechInvest, CzechTrade, Tschechische Exportbank, Tschechische Entwicklungsagentur, die Tschechisch-Mährische Garantie- und Entwicklungsbank, über die Exportgarantie- und Versicherungsgesellschaft, die Technologieagentur bis zum Amt für gewerbliches Eigenturm und dem Institut für technische Prüfungen.
Fachleute der einzelnen Agenturen treten auch mit Vorträgen und Workshops im attraktiven Begleitprogramm auf bzw. halten eine Reihe von Fachseminaren ab.
Petr Ocko, der stellvertretende Industrie- und Handelsminister erzählte uns dann noch in einem persönlichen Gespräch über die Innovationsstrategie, die Pläne für 5G und Ki – da ist einiges in Planung, um das Land der Zukunft nach vorne zu bringen. Und Tschechien ist auf gutem Kurs, wie wir auch von Mag. Roman Rauch, dem Leiter der Außenwirtschaftsstelle in Prag und von DI Martin Zak, dem Leiter des Büros Austrian Trade in Brünn hörten.
Wenn auch ein leichter Rückgang in der Autoindustrie zu erwarten sind, die Wirtschaft boomt, die Inlandsnachfrage ist stabil, die Löhne steigen. Allein mit den Arbeitskräften ist es eng, Facharbeiter werden dringend gesucht und der Mangel bremst bereits jetzt die Entwicklung und die Suche nach Mitarbeitern in der Ukraine wird immer schwieriger -vielleicht wird man sich doch noch einmal der Flüchtlinge besinnen...
Die Österreicher
Auch Österreich ist auf dieser Messe mit einem Gemeinschaftstand vertreten. Mit Kaffee und Sachertorte begrüßen die österreichischen Firmen ihre Interessenten.
Hier am Stand finden sich eher kleine und mittlere Betriebe – flexibel und besonders innovativ zeigen sie hier technologisch hochentwickelte Nischenprodukte und Digitalisierungs-Lösungen.
Virtual Reality
Es ist das erste Mal, das ich auf der MSV zumindest drei Aussteller gefunden habe, die mit Virtual Reality arbeiten. Ich bin bereits gespannt, wie das das nächste Mal aussehen wird.
3D Drucker
Sie werden mehr, sind größer und viel leistungsfähiger. Immerhin kann man auf der MSV den größten europäischen 3D-Drucker von 3Dees Industries bewundern.
Könnt ihr euch noch auf die anfänglich doch plumpen „Ausdrucke" erinnern? Diese Zeit ist vorbei: von klein bis riesengroß kann man heutzutage fast alles in 3D drucken. Hier muss man einfach eine Zeit stehen bleiben und staunen was bereits alles möglich ist.
So werden nicht nur Kunststoff-Püppchen gedruckt, auch Metalldruck ist möglich, wie MCAE mit einem erschwinglichen und absolut präzisen 3D-Drucker beweist.
Roboter-Spaß
Ein bisschen Spaß muss sein – oder ein kleiner Adrenalin-Schock. Auf jeden Fall sollte man sich nicht unbedingt nach einem üppigen Mittagessen in den Kuka-Robocoaster steigen.
Mir wird bereits beim Zuschauen schlecht, doch die Teilnehmer geben keinen Mucks von sich.
Aus Furcht? Immerhin sind sie bei (auf?) diesem Roboterarm in guten Händen, ist doch Kuka ein globales Automatisierungsunternehmen und ein Spezialist für Automatisierung, das seine meistverkaufte Produktreihe – KR Quantec – nochmals verbessert hat und diese hier in Brünn auf der MSV der Öffentlichkeit vorstellt.
Elektroautos
Škoda präsentiert auf der MSV den Vision iV, der zum ersten Mal auf dem Genfer Autosalon im März des Jahres vorgestellt wurde.
Doch neben dem Autohersteller lässt auch ABB aufhorchen und zeigt ihre einzigartige, patentierte Ladestation ABB Terra HP, die einen Pkw innerhalb von nur 8 Minuten mit einer Reichweite von 200 km aufladen kann. Es tut sich also einiges in der Entwicklung – doch auch Wasserstoffantriebe sind hier ein Thema.
Lauschend den Fehler finden
Auch diese Entwicklung finde ich recht interessant: Neuron Soundware, ein Start-up-Unternehmen, das sich mit Audio-Diagnose beschäftigt hat innerhalb von drei Jahren Daten und Geräusche in einer riesigen Datenbank aufgebaut und eine Softwarelösung dazu entwickelt, die erkennen kann, wo und warum eine Maschine aufhört zu arbeiten oder wo eine Störung droht.
Natürlich gäbe es noch über viele weitere Entwicklungen zur Industrie 4.0 zu berichten und allein was uns Prof. Pavel Václavek über „sein" Ceitec (Central European Institute of Technology) Institut in Brünn beim Mittagessen erzählt hat, lässt noch einiges in den nächsten Jahren erwarten.
Schaut Euch das an – mit der Eintrittskarte gibt es auch einen Fair City Guide, der Vergünstigungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Restaurants, Bars und Hotels für die Besucher der MSV bringt. Eine Anregung um ein bisschen länger in Brünn zu bleiben – es lohnt sich in jedem Fall…
Hier noch ein paar Impressionen:
Messegelände Brünn
https://www.bvv.cz/de/msv/
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