Könnt ihr euch noch an den Mega-Film mit Leonardo di Caprio und Kate Winslet erinnern? An den Schrecken, da Leo nicht überlebt? Am Brünner Messegelände ist nun eine Ausstellung zu sehen, die mehr über die Zeit, den Bau des Schiffes, aber auch über die Katastrophe erzählt. Sehenswert…
Brünn ist als Messestadt im Businessbereich weit über ihre Grenzen hinaus bekannt, nicht so viele wissen aber, dass am Messegelände – auf dem auch einige interessante Bauten stehen – aber auch immer wieder interessante Ausstellungen stattfinden.
So hat mich schon die Re:Publika zum 100Jahre-Jubiläum der Gründung der Tschechischen Republik sehr beeindruckt und von der Alfons Mucha Ausstellung im letzten Jahr war ich dann überhaupt restlos begeistert.
Nun gibt es eine sehenswerte Ausstellung über die Titanic – ihre Zeit, ihre Planung, ihr Bau, und natürlich eine Menge Informationen wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte.
Die Ausstellung ist sehr toll aufgebaut: Gleich zu Beginn erfährt man mehr über die Zeit, in der das Schiff geplant und gebaut wurde. Es war die Zeit der industriellen Revolution, eine Zeit des Umbruchs, aber auch der Erfindungen. Einerseits getragen von fast grenzenlosem Optimismus, andererseits wurden weite Schichten der Bevölkerung immer ärmer, andere immer reicher.
Interessant zu sehen ist, dass damals viele Europäer in die USA auswanderten und wenn man die Bilder bei der Einwanderungsbehörde ansieht, muss man erkennen, dass es auch damals in erster Linie junge Männer waren, die den Weg ins Ungewisse antraten. Frauen und Kinder blieben auch damals zurück.
Die Auswanderungsbewegung war ein Motiv größere Schiffe zu bauen, ein anderes – wahrscheinlich das wirtschaftlich zutreffendere – war der wohlhabenden Bevölkerung den größtmöglichen Luxus bei ihren Reisen zur Verfügung stellen zu können.
Wie groß und wie luxuriös kann man in der Ausstellung gut nachvollziehen. So gab es drei verschiedene Decks bzw. Klassen, um auf der Titanic zu reisen.
Selbst die Ausstattung mit Geschirr, gar nicht zu reden von den Kabinen, zeigte deutlich, wer Geld hatte und wer nicht.
Immerhin kostete eine Nacht in einer First Class Kabine nach heutigem Wert über 100.000 Euro – und trotzdem war das Schiff voll gebucht auf seiner Jungfernfahrt, die auch ihre letzte sein sollte.
In der Ausstellung wurde sogar eine dieser Erste Klasse-Kabinen nachgebaut und zum Unterschied wird auch eine der Dritten Klasse gezeigt. Das Café des Schiffes kann man ebenso „betreten" wie man ein Foto von der Hauptstiege sieht. Es muss wirklich wahnsinnig luxuriös gewesen sein.
Dazwischen sieht man in Vitrinen Originalnägel des Schiffes, Verankerungen, den Sockel einer Pute der Hauptstiege, aber auch Schmuck, Handtäschchen, Kleidung, Geschirr, aber auch eine goldene Brille oder das ganze Schiff als Modell.
Einige Räume widmen sich dann anschließend der Katastrophe, zeigen wie sie passierte und widmen sich schließlich dann auch einigen ganz besonderen Schicksalen von Passagieren und Besatzung.Die Titanic galt damals als ein Wunderwerk der Technik. Da der Schiffsrumpf in einzelne „Kammern" eingeteilt war, von denen einige der Verbindungstüren auch erstmals automatisch geschlossen werden konnten, galt das Schiff eigentlich als unsinkbar.
Vielleicht hat dies den Kapitän des Schiffes auch veranlasst, die Eisbergwarnungen in den Wind zu schlagen und mit großem Tempo weiter Richtung New York zu dampfen. Eigentlich wollte er in Pension gehen, wurde aber von der Reederei überredet, die Jungfernfahrt der Titanic zu übernehmen, da viele Passagiere ihn sehr verehrten und die Fahrt nur unter seiner Ägide mitmachen wollten. Seiner Tochter und seiner Frau versprach er, dass dies seine letzte Fahrt werden würde.
Ein anderes tragisches Schicksal traf auch einen der Hauptdesigner und Planer der Titanic. Er galt bereits in jungen Jahren (wenn ich mich recht erinnere, war er 38 Jahre alt) als ein Genie und hatte viele Pläne für das Schiff entworfen. Dennoch sollte er eigentlich nicht an der Jungfernfahrt teilnehmen, doch der Eigentümervertreter der White Line, der das Schiff gehörte, wurde krank – und so übernahm er seinen Platz.
Er war es auch, der die Schäden besichtigte, nachdem der Eisberg gerammt wurde und dem Kapitän danach mitteilen musste, dass mit mathematischer Gewissheit sinken würde.
Ein „echter" Eisberg und über ihm ein nächtliche Sternenhimmel ist auch Teil einer Installation in der Ausstellung. Die Stunden bis zum Untergang müssen fürchterlich gewesen sein. Bitterkalt und stockdunkel, da bald auch die Beleuchtung am ganzen Schiff ausfiel. So verwundert auch das Zitat eines Überlebenden nicht: „Keiner von uns glaubte, die Morgendämmerung noch einmal zu sehen…"
Übrigens: gleich wenn man die Ausstellungshalle betritt, bekommt man seinen Boarding Pass überreicht und kann dann am Ende der Ausstellung sehen, ob man die Fahrt überlebt hätte und gerettet worden wäre oder nicht.
Den Abschluss bildet dann nicht nur eine „Selfi-Station" der Schiffsnase, wo man à la Leo di Caprio und Kate Winslet posieren kann, sondern auch eine 3D Vorführung, bei der man sich auf die Titanic begeben kann...
Insgesamt eine sehr tolle Ausstellung, deren Besuch sich lohnt. Bringt einfach Zeit mit - es ist wirklich interessant die Schicksale der Passagiere und auch der Crew zu lesen oder sich zu verdeutlichen, was zur Zeit der Titanic rundherum an Erfindungen, Kultur und Ereignissen passiert ist.
Alle Texte in der Ausstellung sind in Tschechisch und Englisch, es gibt Audio-Guides (das habe ich leider aber erst zu spät mitbekommen) und auch für Kinder gibt es einzelne Mitmach-Stationen, wo man sich Stempel für eine Broschüre holen kann. Allerdings alles in tschechischer Sprache.
Die Ausstellung läuft bis Ende März, allerdings gibt es Gerüchte, dass sie verlängert werden könnte. Ich würde aber trotzdem nicht zu lange mit dem Besuch warten.Tickets kann man online über verschiedene Ticketportale (meistens auch in Englisch) kaufen oder einfach vor Ort. Die Ausstellung ist auf dem Brünner Messegelände im Pavillon C untergebracht, der Eingang in der Nähe ist der Eingang E. Parkplätze gibt es kostenplflichtig im Parkhaus oder auch beim Hotel Voroněž.
Die Ausstellung ist täglich bis 31.3.2019 von 9:00 bis 20:00 Uhr geöffnet – letzter Einlass ist jeweils um 18:30 Uhr. Die Tickets kosten wochentags für einen Erwachsenen 300 CZK, an Wochenenden 350 CZK, für Senioren, Studenten, Kinder und Familien gibt es Ermäßigungen.
Bünner Messegelände, Pavillon C
60373 Brünn, Křížkovského
Tel: +420 773 257 048 (von 9:00 bis 15:00 Uhr)
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https://www.titanicvystava.cz/english