Auf der Suche nach neuen „Spazierwegen" im 3.Lockdown habe ich mich wieder an den Donauturm, die WIG und den Donaupark erinnert. Gedacht, getan – hier mein kleiner Rundgang.
Schönes Wetter am Wochenende – strahlender Sonnenschein in Wien – seit langem der schönste Tag – ich muss raus. Normalerweise schnappe ich da meine Nordic Walking Stöcke oder jetzt (weil Handschuhe) meine Smoveys und trabe zum Marchfeldkanal oder auf die Donauinsel.
Aber am Wochenende, noch dazu bei Schönwetter und Abstand halten, ist mir am Marchfeldkanal zu viel los. Donauinsel mag ich heute nicht – aber dann die Blitzidee: Warum nicht in den Donaupark…
Entstanden ist der Donaupark mit seiner – damaligen – Fläche von 100 Hektar auf der Fläche einer ehemaligen Mülldeponie und einer ehemaligen Militärschießstätte. 1964 wurde in Wien vom Wiener Stadtgartenamt und dem Verband der Erwerbsgärtner die erste Wiener Internationale Gartenschau veranstaltet. Veranstaltungen dieser Art waren damals in Mode und als Vorbilder dienten ähnliche Events in Deutschland und der Schweiz. Wien schaffte es allerdings die damals größte Gartenschau Europas, an der sich immerhin 29 Staaten beteiligten zu veranstalten.
Die WIG 64 hatte nicht nur städtebauliche, tourismus- und wirtschaftspolitische Ziele, man wollte auch das Image der Stadt aufpolieren und Wien wieder als Weltstadt positionieren. Dazu musste man klotzen und nicht kleckern: unter anderem mit dem 30.000 Quadratmeter großen, künstlich angelegte Irissee, mit den neu errichteten Donauturm, einer Liliputbahn und einem Sessellift, mit dem man über die Blumenbeete schweben konnte. Damals gab es neben fünf Ausstellungshallen auch ein Turmgewächshaus, eine Seebühne, eine Lesehalle, ein Kino, zwei Cafés und fünf Restaurants.
Mit der Zeit und der Errichtung der UNO City, des Austria Centers, der Donau-City und der Donauufer-Autobahn gingen an die 40 Hektar Parkfläche zwar verloren, aber der Donaupark kann sich noch immer sehen lassen.
Obwohl man ihn sehr gut öffentlich erreichen kann (U-Bahn Station U1 Alte Donau) bin ich in Coronazeiten lieber im Auto unterwegs. Ich fahre also die Arbeiterstrandbadstraße entlang und merke, dass es beim China Restaurant (das in diesen Zeiten natürlich geschlossen ist) kaum mehr Parkplätze gibt. Ich beschließe daher direkt zum Donauturm zu fahren. Damit habe ich auch den Vorteil auf jeden Fall wieder zurück zu meinem Parkplatz zu finden.
Da auch der Donauturm, sowie die Gastronomie am Boden geschlossen sind, bekomme ich sogar einen Parkplatz direkt vor dem Turm – und brauche im Moment auch keine Parkgebühr zu zahlen.
Der Donauturm
Schade, dass man heute nicht hochfahren kann. Der Ausblick von der Terrasse, der nicht nur auf die Stadt, sondern bis zu den Wiener Hausbergen Schneeberg und Rax reicht, wäre heute besonders schön gewesen. Immerhin ist der Donauturm mit seinen 252 Meter Höhe noch immer das höchste Bauwerk Österreichs.
Angeblich dauert es nur 35 Sekunden bis man mit dem Lift auf die Aussichtsterrasse in 150 Metern Höhe gelangt. Im Café oder im Restaurant dreht man sich dann gemütlich bei Kaffee und Kuchen oder einem Mittagessen und kann sich der dabei der Umgebung widmen. Beide Lokale drehen sich und über die an der Decke angebrachten Tafeln gibt es Hinweise auf die Aussicht.
Wer mehr über den Donauturm und vor allem seine Bauweise erfahren will, wird auf Wikipedia fündig: https://de.wikipedia.org/wiki/Donauturm
Die Papstwiese
So aber laufe ich am Turm rechts vorbei, da ich schon das Papstkreuz durch die Baumkronen blitzen sehe. Auf der rund 20 Hektar großen Wiese wurde anlässlich des Besuches von Papst Johannes Paul II. ein 40 Meter hohes und 56 Tonnen schweres Stahlkreuz errichtet. Auf der sogenannten Papstwiese versammelten sich dann am 11. September 1983 rund 300.000 Gläubige um mit dem Papst die Heilige Messe zu feiern.
Heute ist das Kreuz ein beliebter Treffpunkt für viele Sportaktivitäten. Vor allem die Fußballer freuen sich über die großen und kleinen Tore, die hier für die verschiedenen „Kickerl" bereit stehen.
Ich wende meine Schritte Richtung Donauturm zurück und wundere mich zuerst über den Salvador Allende Weg und später über mehrere Büsten südamerikanischer Freiheitskämpfer. In diesem kleinen Teil des Parks wird unter anderem auch dem Schicksal von Che Guevara oder Simón Bolívar gedacht.
Spiel und Sport
Geht man hier den Hauptweg Richtung Arbeiterstrandbadstraße weiter, kommt man zu den Tennisplätzen, die sich auch in Zeiten des Lockdowns großer Beliebtheit erfreuen. Meines Wissens war hier früher auch irgendwo der Einstieg in den Sessellift, der aber leider abgebaut wurde.
Dafür gibt es heute im Donaupark drei Kinderspielplätze mit Sandkisten, Schaukeln, Rutschen und Kletterkombinationen, einen Spielplatz mit Fitnessgeräten, acht Ballspielplätze für Basketball, Fußball, Tischtennis, Boccia und Tennis, sieben Spieltische mit Schabrettern und vier Boden-Schachanlagen, zwei Skateranlagen und einen Rodelhügel.
Der Irissee
Ich wende mich aber bei meinem Rundgang zuerst Richtung Uno City und bestaune den künstlich angelegten Irissee, wo sich die Gräser im Wind wiegen und die Enten und Schwäne im Wasser treiben. Besonders diese hohen Gräser (leider keine Ahnung wie sie heißen) haben es mir angetan. Ich muss unbedingt im Frühjahr/Sommer noch einmal zurückkommen, wenn diese „Bündel" wieder aufgeschnürt werden.
Das Goldene Kalb
Bevor ich mich dem Imkerhaus zuwende – das jetzt natürlich auch geschlossen ist – komme ich an drei großen Skulpturen vorbei, die nicht zu übersehen sind. Das Goldene Kalb – Die Technik als Apokalypse nennt sich das Kunstwerk von Karl Anton Wolf, das 1984 bis 1986 entstanden ist.
Im Park finden sich noch einige Skulpturen und Mosaike (darunter auch eines von Leherb) – Grund genug später noch einmal wieder vorbeizuschauen.
Korea Kulturhaus
Jetzt schlendere ich über die Brücke auf das andere Ufer des Irissees und werfe einen Blick aus der Entfernung auf das Korea-Kulturhaus. Das Gebäude steht teilweise unter Denkmalschutz und diente anfangs als Seerestaurant. 2011 wurde es zu einem Korea-Kulturhaus umgebaut und 2021 wieder eröffnet. Auch hier steht ein Besuch nach der Pandemie-Zeit am Programm.
Donauparkbahn
Wenn auch der Sessellift abmontiert wurde, die Donauparkbahn blieb erhalten, wenn auch sie derzeit geschlossen ist. Dennoch wird man hoffentlich bald wieder auf ihren 3.4km langen Schienen durch den Donaupark gondeln können und vielleicht schon ab dem Frühling wieder den Ausblick auf die Blumenbeete und Wiesen während der 20 minütigen Fahrt genießen können.
Dann werden auch wieder alle Springbrunnen und Wasserverläufe in der Nähe des Chinarestaurants voll mit Wasser gefüllt sein und durch die Gegend sprudeln und Abkühlung bringen.
Ich hab auf jeden Fall vor wieder zu kommen – vielleicht auch einmal mit meinen Skates oder dem Roller. Vielleicht auch mit Tennisball und Tennisschläger oder mit einem Handball. Möglichkeiten gibt es hier auf jeden Fall genug.