Enricos Reisenotizen
Wien's zweitältestes Hochhaus - ganz geheim ..
Wie oft bin ich an diesem Haus schon vorbei gerannt oder auch geschlendert: nie habe ich bemerkt wie hoch dieses Gebäude ist und die Aussicht zum nahen Steffl ist phänomenal….
Es war das zweite Hochhaus, das in der Wiener Innenstadt erbaut wurde. (wie ich von mehreren Seiten erfuhr gab es bereits früher den Kornhäuslturm mit 35 Metern, der als das älteste Hochhaus gilt.) 1932 von den Architekten Siegfried Theiß und Hans Jaksch nach zweijähriger Bauzeit fertiggestellt, war es - wie fast alles Neues in Wien – umstritten. Ein Hochhaus in der Innenstadt, das verschandelte für viele Wiener die Umgebung, da half auch die von der Baupolizei geforderte „Abtreppung" des 52 Meter hohen Gebäudes ab der 12.Etage nichts, die dafür sorgt, dass das Gebäude für den Fußgänger gar nicht so hoch erscheint wie es ist. Die oberen Stockwerke in denen früher ein rundum verglastes Café – das Café-Restaurant Sterngucker – untergebracht war, treten durch diese Bauweise zurück und werden –fast- unsichtbar.
Wer allerdings Wien von oben und den Steffl aus nächster Nähe erleben und auch fotografieren möchte, der hat nun die Möglichkeit dies bei einer ganz speziellen Führung zu tun.
Gleich beim Eingang empfängt auch heute noch ein Portier die Bewohner und Gäste. Mit „Schnellaufzügen", der Ausdruck stammt wohl noch aus der Zeit der Fertigstellung des Hauses geht es dann nach oben.
Vorab sollte man aber einen Blick auf das kleine Modell des Hauses im Foyer werfen. Erst da kann man so richtig begreifen, dass hier eine winzige Stadt in der Stadt geschaffen wurde, die es so auch heute noch gibt. Über dem Modell erinnert eine Tafel an frühere Zeiten: das Gebäude wurde damals auf den brachliegenden Gründen des Liechtensteinpalais errichtet, in dem sich wiederum früher der sogenannte Bösendorfersaal befand, der am 19. November 1872 von Hans von Bülow eröffnet wurde und der für seine exzellente Akustik bekannt war.
Der Grund für den Bau eines Hochhauses lag vor allem im Preis des teuren Baugrundes. Im 16-stöckigen Gebäude konnten 225 Wohnungen untergebracht werden, die sich in Wohnungen zwischen 20 und 93 Quadratmeter und den Singlewohnungen, damals Ledigenwohnungen genannt, zwischen 16 und 30 Quadratmetern aufteilten.
Damals wie heute waren die Mietpreise enorm. Doch die Nähe zur Innenstadt und auch zum Burgtheater sorgte für eine hohe Prominenz: hier residierten unter anderem Curd Jürgens, Susi Nocoletti, Franz Theodor Csokor, Paula Wessely, Gusti Wolf, Oskar Werner, Pavel Kohout oder Christoph Waltz.
Kein Wunder, dass das Café Sterngucker auch zu den noblen Treffpunkten der Wiener Gesellschaft zählte und die Bewohner des Hauses auf Wunsch auch mit einem „Zimmerservice" erfreuen durfte.
Sogar Ö1 widmete dem Hochhaus Herrengasse eine eigene Reportage, die ihr hier nachhören könnt: https://oe1.orf.at/artikel/644794/Hochhaus-Herrengasse-Wien
Wer also bei seinem Wienbesuch einen besonderen Blick über die Stadt bekommen möchte, kann sich mit 365days.at auf die Geheime Terrasse des Hochhauses begeben, den Ausblick auf Wien, ein alkoholfreies Getränk und Wiener Süßigkeiten genießen und Erzählungen und Geschichten über Wien lauschen. Auf keinen Fall sollte man die Kamera vergessen – es warten einmalige Motive auf sie. Selbst bei einem ungemütlichen Regentag, wie wir ihn leider bei unserem Besuch erwischt haben.
Related Posts
By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://reisenotizen.ask-enrico.com/