Enricos Reisenotizen
Das Grab des Kaisers
Friedrich III. , der Vater Maximilians, wurde von den Wienern angeblich mit dem Beinamen „Schlafmütze" versehen. Sein AEIOU und auch sein Grab geben heute noch immer Rätsel auf - einige sind aber nun geklärt …
Herrschergräber standen immer im großen Interesse – der Historiker, aber auch der Räuber. So ist es auch zu erklären, dass von den vierzehn Begräbnisstätten von Königen und Kaisern des Heiligen Römischen Reiches im späten Mittelalter es nur eine einzige gibt, die nie geplündert oder aus anderen Gründen verändert wurde: jene von Kaiser Friedrich III. im Wiener Stephansdom.
Vermutungen, dass das Grab leer sein konnte, führten dazu, dass man 1969 eine kleine Öffnung in die Wandung des Hochgrabes bohrte und über diesen Weg mit Lampen und Spiegeln festgestellt wurde, dass ein Leichnam im Grab lag. Allerdings konnten damals keine Fotos angefertigt werden.
Dies blieb den Forschern der Dombauhütte und des Kunsthistorischen Museums 2013 vorbehalten, die in einer wunderbaren Kooperation das kleine Loch noch einmal öffneten, um das Innere des Grabes zu untersuchen und auch zu fotografierten. Dabei wurden auch kleine Proben der Textilien und des Keramiksarges für eine wissenschaftliche Untersuchung entnommen. Alles andere blieb unberührt.
Die Fotos und deren wissenschaftliche Auswertung wurden nun in dem Buch „in hoc precioso monomento" veröffentlicht, das Beiträge internationaler ExpertInnen zum historischen Kontext und zum derzeitigen Kenntnisstand beinhaltet.
Dabei sieht man den außergewöhnlichen Aufwand, der bei dieser Herrscherbestattung betrieben wurde. Der Sohn Friedrichs III., Maximilian, ließ das Grabmonument des Vaters vollenden und dessen Leichnam 1513, 20 Jahre nach seinem Tod, darin bestatten.
Zu sehen sind nicht nur die dem Toten beigegebenen Funeralinsignien – Krone, Szepter und Reichsapfel – sondern auch vergoldete Metallplatten mit Texten, die nicht nur die Leistungen Friedrichs, sondern vor allem auch jene seines Sohnes aufzählen.
Auf ihnen findet sich auch das Zitat „in hoc precioso monomento", das zum Buchtitel wurde. Von außergewöhnlicher Bedeutung ist auch die Mitrenkrone, die Friedrich III. trägt. Diese blieb mit der weiteren historischen Entwicklung bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 mit dem Hause Habsburg verbunden bleiben und gilt in formaler Hinsicht als Vorläuferin der sogenannten Rudolfskrone von 1602, die 1804 zur Krone des Kaiserturms Österreich wurde und die heute in der Wiener Schatzkammer ausgestellt ist.
Wer daher dem Stephansdom einen Besuch abstattet – und welcher Wien-Besucher tut das nicht? – sollte auch auf das Friedrichsgrab einen ganz besonderen Blick werfen. Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte das Buch „in hoc precioso monomento" erwerben, das Beiträge von Franz Zehetner, Stefan Roller, Michail A. Bojcov, Karl Rudolf, Renate Kohn, Fritz Kirchweger, Katja Schmitz- von Ledebur, Heinz Winter, Elisabeth Klecker und Karin Zeleny enthält und von Franz Kirchweger, Katja Schmitz- von Ledebur, Heinz Winter und Franz Zehetner herausgegeben wurde.
Bei der Vorstellung des Buches im Wiener Stephansdom konnte man nicht nur Musik der damaligen Zeit hören (dargebracht vom Enselble Opus Ultimum) und dem Orgelspiel von Domorganist Konstantin Reymaier lauschen, sondern erfuhr durch die Vorträge von Enrst Pucher (Dompropst und Domkustos), Sabine Haag (Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums), Wolfgang Zehetner (Dombaumeister zu St. Stephan), Franz Kirchweger (Kurator der Kunstkammer und Schatzkammer) auch einiges über das Projekt und auch der Verbindung von Friedrich III. und dem Wiener Stephansdom. Ein Abend, der mit einer Besichtigung des Hochgrabes endete…
Die Bestattung Kaiser Friedrichs III. im Wiener Stephansdom
Herausgeberin der Schriften des Kunsthistorischen Museums: Sabine Haag
Herausgeber/In des Bandes: Franz Krichweger, Katja Schmitz-von Ledebur, Heinz Winter, Franz Zehetner
ISBN 978-3-9032-0748-6
Verlag Holzhausen
https://www.verlagholzhausen.at/singleview/article/in-hoc-precioso-monomento
Das Buch ist auch im Shop des Kunsthistorischen Museum erhältlich.
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