Enricos Reisenotizen
Komm Zigan – Operettengala in Dortmund
Eigentlich war ich nie ein großer Operettenfan, Musical ja, aber Operette? Zu kitschig, zu leicht verdaulich schien mir am Anfang das Metier. Doch nach einigen Besuchen in Mörbisch muss ich gestehen, dass ich diesem Genre doch einiges abgewinnen kann. Es wird doch nichts mit meinem Alter zu tun haben?
Daher konnte ich auch nicht der Einladung der Oper Dortmund zu der Operettengala widerstehen. Über das Haus und einige äußerst gelungene Aufführungen – auch von Musicals, besonders aber von Opern –habe ich ja schon euphorisch berichtet, aber wie sieht es nun bei der Operette aus?
Fangen wir einmal mit jenen Punkt an, der mir nicht so gut gefallen hat, dann können wir mit den durchaus positiven und erwähnenswerten Höhepunkten abschließen: Es spielten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Philipp Armbruster. Technisch brillant, aber im ersten Teil der Gala für mich als Wienerin zum Teil ohne Herz.
Kein Schmelz und wenig Charme bei der Csárdásfürstin, der Zigeunerliebe, etwas besser, aber noch nicht in Höchstform, so auch beim Bettelstudent. Ausgezeichnet dafür bei den Piraten von Penzane – alles was schnell und zackig gespielt werden soll, erfreute mein Herz, den leicht kitschigen Ausdruck der „österreich-ungarischen" Melodien vermisste ich.
Vielleicht sollten diese durch die Interpretation auch entstaubt und entkitscht werden, aber gerade der Kitsch und das leicht „Schmalzige" ist für mich das Schöne an diesen Opern, wir Wiener brauchen das eben.
Nach der Pause folgte dann unter anderem der Auftritt von Fritz Steinbacher mit „Komm, Zigan" aus Gräfin Mariza und da war er plötzlich wieder: der unvergleichliche Schmelz. Ein Lächeln ging über mein Gesicht. Auch das Orchester schien plötzlich weicher und mit mehr Herz zu agieren. Fritz Steinbacher gelang es dann auch noch die Titel aus dem Walzertraum und der Czárdásfürstin ganz nach meinem Geschmack zu gestalten und auch seine Kollegen „wienerisch" mitzureißen. Bravo!
Und ich schwöre, ich habe erst später im Programm nachgelesen, dass er ein Österreicher ist.
Ebenfalls ein großes Lob an den Solo-Geiger! Kompliment! So muss die Melodie klingen, das stellen wir uns – zumindest in Wien - unter Pusztaklängen vor!
Ausgezeichnet auch der Chor, dem man Spiel und Sangesfreude anmerkte. Großen Applaus auch für Herrn Kammersänger Hannes Brock, der charmant, witzig und unterhaltsam durch den Abend führte.
Das Dortmunder Publikum war jedenfalls begeistert – ich schließlich auch – und so klatschten wir uns, fast in Radetzkymarschmanier des Neujahrskonzertes, noch die Hände wund und erfreuten uns an den Zugaben.
Fazit:
Auch wenn Operette in Dortmund gespielt wird, solltet ihr den Besuch des Hauses keinesfalls scheuen.
Tipp:
Als nächste Operette steht die „Blume von Hawai" von Paul Abraham ab 21. Jänner 2017 am Programm. Tamara Weimerich und Morgan Moody gaben mit dem Titel „Ich hab ein Diwanpüppchen" schon eine kleine Kostprobe bei der Operngala. Meine Empfehlung: hingehen, ansehen und anhören!
Theater Dortmund
441 37 Dortmund, Theaterkarree 1-3
Tel: +43 231 50 25 547, Ticket-Hotline: +43 231 50 27222
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www.theaterdo.de
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